Zitterpartie am Bodensee

4. März 2024

von Max Klein

SG Volley Neckar Teck II vs SG Friedrichshafen/Fischbach/Ailingen
3:2 (24:26, 25:17, 22:25, 25:17, 15:11)


In einem hart umkämpften Spiel konnten sich die Jungs der SG Volley Neckar Teck nach fünf Sätzen, die spannender waren als gedacht und nervenaufreibender waren als nötig, am Ende doch noch über 2 Punkte freuen, die sie am späten Sonntagnachmittag mit nach Hause nehmen konnten. Damit holen sie sich genug Punkte um doch noch auf dem vor zwei Wochen erkämpften Tabellenplatz 5 bis zum 13. Januar zu überwintern.



Bekannt für die Wechselhaftigkeit seines Winterwetters begrüßte der Bodensee die Nürtinger nach einer über zweistündigen Anfahrt am vergangenen Sonntag leider nur mit einer grau-in-grau Kulisse aus Kälte und Wolken, was sich bald auch im Spiel widerspiegeln sollte. Bereits im ersten Spiel musste der Gastgeber und aktuelles Tabellenschlusslicht aus Friedrichshafen/Fischbach/Ailingen eine Niederlage gegen die stark spielenden Tabellenzweiten aus Baustetten verbuchen, ließ sich aber nichts davon anmerken – stets kräftig und lautstark unterstützt von den heimischen Fans. Die SG startete mit dem Aufschlag und schaffte es relativ schnell ins Spiel zu finden. Mit jedem Punkt den die Ailinger machten holten sich die Nürtinger zwei oder drei Punkte als Retoure zurück, konnte mit einem kleinen Punktpolster einen schönen Vorsprung herausarbeiten und somit beim 12:8 die erste Auszeit auf Bodenseeler Seite erzwingen. Doch bereits nach der ersten Auszeit gab es bei der SG die ersten Anflüge von Flüchtigkeitsfehlern in Form von Aufschlagfehlern und Netzberührungen, vorerst noch schleichend wie der Bodensee Nebel, allerdings für dieses Stadium des Spiels erschreckend früh. Dankbarerweise schafften die Ailinger es nicht diese auszunutzen- 19:16 für die SG. Statt einer zweiten Auszeit kam nun ein Wechsel auf Ailinger Seite und plötzlich drehte das Spiel um 180°. Durch drastisches Reduzieren von Fehler auf der eigenen Seite und einem Erwachen der Abwehrriege schafften es die Nürtinger nur noch schwer den Ball mit einem Angriff tot zu kriegen und litten weiterhin unter der bereits genannten Unkonzentriertheit, die ihnen durch Eigenfehler wertvolle Punkte kostete. Und plötzlich stand es 22:20 – für Ailingen. Die Halle bebte unter Ailinger Anfeuerungsrufen und auch die taktische Auszeit konnte nicht den gewünschten Keil in die Bodenseeler Konzentration treiben. Ein letzter Comeback Versuch endete mit einem gegnerischen Blockpunkt, der den ersten Satz mit 26:24 für die Gastgeber beendete.

Wie die treuen Leser der Berichte aber bereits wissen: wenn die SG eins kann, dann ist es aufrappeln, Krönchen richten und weiter laufen. Und wenn das nicht hilft gibt’s noch immer die gute alte Bauernregel:
„Geht’s mal wieder nicht voran, frag Papa oder Zimmermann.“
Und eigentlich könnte man die Zusammenfassung des zweiten Satzes auch hierbei belassen. Denn bereits nach dem ersten Punkt von Ailingen kam Martin Zimmermann zum Aufschlag und mir nichts, dir nichts stand es Dank gefährlicher Aufschläge und guter Nürtinger Feldabwehr plötzlich 5:1. Fünf Punkte in Folge – Fünf unglaublich wichtige Punkte. Denn auch im zweiten Satz wollte sich der Fehlerteufel einfach nicht abschütteln lassen. Vier Netzfehler in nur einem Satz plus Aufschlagfehler an den falschen Stellen, das Ganze noch gepaart mit einer starken Ailinger Abwehr. Ein Rezept, das dafür sorgte, dass bis zum 17:15 nur ein einziges mehr als ein Punkt pro Rotation für die SG verbucht werden konnte und kurzzeitig die 4-Punkte-Führung einem Rückstand zu weichen drohte. Glücklicherweise ging es der Ailinger Seite, die dennoch immer besser in Block und Abwehr wurde, ähnlich und sie schafften es nicht mehr bis zum 19:17 die nötigen Sideouts zu sammeln, um das Punktepolster der SG zu zerstören. Und nun kam erneut Routinier Zimmermann zum Aufschlag, zum dritten und letzten Mal. Und 6 (in Worten: sechs!) Aufschläge später könnten die SGler sich über ihren ersten gewonnenen Satz freuen. Ausgleich 1:1, dank 25:17 Satzgewinn.

Start Satz 3. Dieses Mal ohne Punktepolster ging es zu Anfang noch recht ausgeglichen in den dritten Satz und im Verlauf der vorherigen Sätze wurde inzwischen immer klarer, dass Ailingen eine sehr anpassbare Mannschaft ist. Sowohl Block als auch Abwehr schienen schon vor den Außenangreifern selbst zu wissen, wo diese hin schlagen oder lobben wollten. Ein ausgeglichener Punkteaustausch wurde kurzzeitig durch eine 4-Punkte-Aufschlagsserie von Papa Kubin unterbrochen, nur um direkt danach von einer 4-Punkte-Aufschlagsserie des Gegners wieder annulliert zu werden. Ohne den Rückhalt eines Punktepolsters wie im Satz zuvor taten sich die Nürtinger nun deutlich schwerer einen Flow aufzubauen und wurden ihre Eigenfehlerquote einfach nicht los. Netzberührungen, Aufschlagfehler, aber auch nicht gesehene Touch-Berührungen beim Gegner waren nur ein Teil der Misere. Auch die Nürtinger Angreifer schafften es kaum noch die gegnerische Abwehr totzukriegen oder untouchiert den (teilweise sogar Einer-) Block zu überwinden. Das was die Nürtinger stimmungsmäßig noch auf Spur halten konnte war, dass sie trotz starker Gegenwehr die meisten der ausgedehnten Punkteralleys für sich entscheiden konnten. Dennoch wurden gegen Ende Stück für Stück für jeden eigenen Punkt zwei gegnerische Punkte erzielt und somit mussten die Nürtinger nicht nur den dritten Satz, sondern auch den ersten Punkt am Bodensee zurücklassen. 25:22 für Ailingen.

Gezwungenermaßen in einer sink-or-swimm Situation, mussten die Nürtinger nun diesen vierten Satz für sich entscheiden um nicht punktlos nach Hause fahren zu müssen. Nach Ansprache von Spielertrainer Kubin ging es mit mehr Druck als in allen Sätzen zuvor zurück aufs Feld, aber wenigstens auf die Feldhälfte, auf der bisher jeder Satz gewonnen wurde. Immerhin ein gutes Omen für die SG, die noch im Vergleich zu vor zwei Wochen ungewohnt gehämmt spielte. Wie bereits in Satz 3 startete der vierte Satz ausgeglichen mit Punkten (und Fehlern) auf beiden Seiten. Keiner der beiden Kontrahenten schaffte es sich deutlich vom jeweils anderen abzusetzen. Doch bei der SG war nun deutlich mehr Biss zu sehen. Die Verteidigung war wach und rettete so manchen Ball spektakulär und auch Spielertrainer Kubin der heute aushilfsweise als Diagonalangreifer ran musste schaffte es wieder mit seinen Angriffen am gegnerischen Block vorbei. Mit neu gewonnener Kraft und einer Vierer Aufschlagsserie von Zimmermann schafften es die Nürtinger eine Auszeit beim 14:11 zu erzwingen und gaben den Ball erst beim 16:11 wieder ab. Zwar schafften es die Ailinger sich bis hin zu einem 3 Punkte Abstand von, aus ihrer Sicht, 17:20 zu kämpfen, erhielten allerdings letzen Endes durch eine 5 Punkte Aufschlagserie von Ebel und dominante Angriffe, sowie konsequente Abwehr der Nürtinger Netzspieler den Gnadenstoß. Wieder 25:17 – 2:2, alles wieder offen!

Mit dem Flow zurück auf ihrer Seite ging es in den alles entscheidenden letzten Satz. Doch auch die Ailinger waren nach Traineransprache und durch Rückenstärkung ihrer inzwischen vom Anfeuern heiseren Fans wieder zurück in Normalform. Entsprechend gestaltete sich auch der Beginn des fünften Satzes. Keiner wollte dem anderen etwas schenken und bis zum 6:6 war es ein ausgeglichener Punkteabtausch – spannend für den Berichtsschreiber, Stress pur für die mitgereisten Fans. Was dann folgte war ein Mini-Wendepunkt in Form eines nicht anerkannten Blocktouches von Ailingen, der nach Nürtinger Protest dann doch vom Gegenspieler zugegeben wurde und der SG die so wichtige 8:6 Führung zum Seitenwechsel verschaffte. Diese zwei kleinen Führungspunkte sollten der Grundstein für den Nürtinger Antrieb sein, denn keiner von ihnen wollte sie wieder her geben. Und gesagt, getan wurden diese auch konsequent gehalten und sorgten beim 8:10 für eine Auszeit mit, leider, nachfolgendem Trainerpunkt für Ailingen. Diese schafften trotz Anstrengung nicht das Follow-Up und mussten ohne einen weiteren Punkt gemacht zu haben das Aufschlagsrecht bei 9:10 Rückstand wieder abgeben. Doch die schlechten Nachrichten sollten an dieser Stelle nicht aufhören. Denn wer stand nun am Aufschlag? Der SGler mit den meisten Folgeaufschlägen, Martin Zimmermann, der auch dieses mal den Ball dank den guten Angriffen seines Teams und Fehlern der Gegenseite vier mal übers Netz schlagen durfte, bis beim 13:9 das Aufschlagsrecht wieder wechselte. Deutlich unter Zugzwang, aber wahrscheinlich genau deswegen, konnten die Bodenseeler noch einmal ausholen und mit zwei direkten Punkten die erste SGler Auszeit erwzingen, sowie den Nürtinger Fans ein paar graue Haare mehr wachsen lassen. Eine letzte Moral-Spritze von Spielertrainer Kubin war aber alles, was die Mannschaft brauchte, weshalb sie sich direkt danach den so wichtigen 14. Punkt erspielten. Aufschlag Marius Moritz. Der fackelt nicht lange und schießt einen Topspin zwischen Position 5 und 6. Eine schlechte Annahme zwingt das Ailinger Zuspiel hinaus auf die vier wo bereits Kubin und Späth lauern. Mit einem gut gesetzten Doppelblock findet der Ailinger Ball kein Durchkommen, landet hinter dem Angreifer und beendet die Zitterpartie mit einem letzten Endes verdienten 15:11 für die SG Volley Neckar Teck II.

Mit vielen Eigenfehlern während der 5 Sätze, unter anderem neun Fehlern durch Netzberührungen und mindestens genauso vielen Aufschlag- und Angriffsfehlern, sowie einem ungewohnt schwächerem Auftreten als sonst, schaffte die SG Volley Neckar Teck II es trotzdem, zwei hart erkämpfte, dennoch verdiente Punkte mit nach Hause zu nehmen. Mit diesen Punkten können sie auf einem bequemen 5. Platz überwintern und neue Kräfte für das Auswärts-Rückspiel gegen Ravensburg am 13.01.2024 sammeln.

Für die SG: Ayach, Zimmermann, Kubin, Ebel, Moritz, Späth, Gärtner, Hahnemann